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Wer nichts tut, macht auch keinen Fehler. Falsch. Wer nicht rechtzeitig entscheidet, macht den größten Fehler. Er* fährt den Karren an die Wand. Doch was heißt rechtzeitig? Wann ist fürs Management die Grundlage für eine fundierte Entscheidung da? Genau dann, wenn der Entscheidungsdruck entsteht!

In ihrem vielbeachteten Buch „Extreme Ownership“ zeigen die Autoren Jocko Willink und Leif Babin mit ihren Erfahrungen in Extremsituationen als ehemalige Kommandoführer beim US-Navy-Eliteteam Seals auf, welche katastrophalen Auswirkungen zögerliches Verhalten haben kann. Indem Führungsverantwortliche bloß keinen Fehler bei ihren Entscheidungen machen wollen, machen sie den größten Fehler. Führungskräfte dürfen sich auch bei unklarer Lage nicht von der Angst lähmen lassen, womöglich falsche Entscheidungen zu treffen. Das Schlimmste in einer solchen Situation ist nämlich, wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren und in Untätigkeit zu verfallen.

Auch wir braveheads wissen aus unserer langjährigen Beratungspraxis, dass das Entscheidungsbild nie perfekt und vollständig ist. Verzögerung durch Unentschlossenheit kann hingegen zur Handlungsunfähigkeit und somit dem Scheitern von Projekten führen.

Unsere Wirtschaftswelt ist schnelllebig und global verflochten. Mal ehrlich: haben Sie vor diesem Hintergrund in jüngster Zeit eine zu 100 Prozent abgesicherte Entscheidung erlebt? Wir Headhunter bei braveheads jedenfalls nicht. Die Rahmenbedingungen ändern sich schnell, was gerade noch richtig erschien, muss schon bald neu überdacht werden. Die VUKA-Arbeitswelt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) lässt grüßen.

In dieser dynamischen Welt ist eine gute Führung besonders wichtig. Volatile Märkte und Konkurrenten machen die Lage nicht einfacher. Mithin stehen auch die Manager persönlich unter enormem Druck, hängen doch auch ihre eigene Zukunft und Karriere von ihren Entscheidungen ab. Doch vor dem Hintergrund zu zögern führt bergab.

Entschlossen vorgehen!

Stattdessen sollten sich Führungskräfte bewusst machen, auch bei einer ungewissen Lage bei sich abzeichnendem Entscheidungsdruck entschlossen zu handeln. Sie sollten auf der Grundlage der verfügbaren Fakten die Situation einschätzen und die zu diesem Zeitpunkt bestmögliche Entscheidung treffen. Gegebenenfalls gilt es dann in der Folge nachzusteuern. Alle Manager wissen doch letztlich, dass es im (Wirtschafts-)Leben keine 100-prozentig richtigen Lösungen gibt.

Führungskräfte geben durch entschlossenes Handeln in unübersichtlichen Situationen Orientierung und Motivation in ihre Teams. Diesen Leitgedanken von Jocko Willink und Leif Babin vertreten auch wir braveheads. Personalverantwortliche müssen entschlossen und selbstbewusst eher proaktiv als reaktiv handeln. Denn wer sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lässt, hat wichtigen Einfluss auf sich daraus ergebene Situationen. Wenn erfahrene Leader die Lage und Handlungsalternativen gecheckt haben, sollten sie sich auf ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz aus ähnlichen Situationen verlassen. So können sie auch Ergebnisse mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit abschätzen.

Extremlösungen kein Tabu

Im Stadium der Entscheidungsfindung spielen Führungskräfte unterschiedliche Szenarien mit möglichen Konsequenzen durch. Dabei müssen alle Alternativen eine Chance bekommen, auch extrem anmutende.

Als Beispiel nennt Leif Babin in dem Bestseller eine Situation, in der sich zwei Führungskräfte immer wieder beharken. Das schadet nicht nur ihren jeweiligen Abteilungen, sondern letztlich dem gesamten Unternehmen. Das Management appelliert erfolglos an die Vernunft der beiden Streithähne, zögert eine Personalentscheidung zugunsten einer der beiden aber immer wieder heraus. Die Variante, beide zu feuern, kommt im Universum der Firmenleitung nicht vor. Zu groß ist die Befürchtung, vermeintlich wichtiges Know-how zu verlieren. Dabei hätte dem Management klar sein müssen, dass ein Unternehmen besser auf Führungskräfte verzichten sollte, deren Verhalten das Gesamtwohl gefährdet.

Die Berater überwanden die Denkblockade und gaben den entscheidenden Impuls, die uneinsichtigen Streithähne zu feuern. Eine solche Situation haben wir auch in unserer braveheads-Beratungspraxis schon mehrfach erlebt.

Eine solch konsequentes Vorgehen bringt dem Management Respekt und Anerkennung der Teams ein. Übrigens ist das Gros des fachlichen Wissens ohnehin bei den Teammitgliedern verankert, so dass die Angst vor einem einschneidenden Know-how-Verlust wegen Kündigungen nicht von notwendigen Entscheidungen abhalten sollte. Zusätzlich positiver Effekt: High Potentials in den Teams könnten Aufstiegschancen bekommen, was wiederum motivierend für alle wirkt.

Konsequenz des Nichthandelns

Leif Babin betont, dass rechtzeitiges und entschlossenes Handeln häufig über Sieg oder Niederlage entscheidet. Auch wer sich in der Entscheidungsfindung unsicher ist, sollte nicht auf eine total abgesicherte Situation warten. Beim Abwägen möglicher Varianten sollte man nämlich die Konsequenzen zu später oder verschobener Entscheidungen berücksichtigen. Dann sollte man erkennen, dass die Konsequenzen aus ängstlichem Nichthandeln mehr Tragweite haben könnten als eine rechtzeitig getroffene Entscheidung. Diese beinhaltet schließlich immer noch die Option, nachzusteuern.

Belegschaften haben ein feines Gespür, was im Unternehmen läuft und wie stark ihre Führungskräfte sind. Sind sie unentschlossen, werden sie als schwach und ausweichend angesehen – mit allen negativen Konsequenzen in der Unternehmenskultur.

Wenn das Management hingegen Lösungswege rechtzeitig und kraftvoll beschreitet, steigert das die Anerkennung, die Loyalität und den Respekt der gesamten Belegschaft.

 

Quelle: Buch Extreme Ownership – Mit Verantwortung führen

*Aufgrund einer sprachlichen Vereinfachung benutzen wir das generische Maskulinum, gemeint sind natürlich alle Geschlechter (m,w,d).